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Bedeutungs-Einheiten reduzieren!

Nachdem wir wissen, dass unser Arbeitsgedächtnis gleichzeitig nur eine sehr begrenzte Anzahl an Bedeutungs-Einheiten verarbeiten kann, liegt es auf der Hand, dass wir versuchen müssen, unserem Gehirn Wissenshappen anzubieten, die diese Grenze nicht überschreiten.

Was bedeutet das für Texte?

 

Gehirn-gerechte Texte:

Wann ist ein Text gehirn-gerecht? Wenn man nicht ständig rücklesen muss, um ihn zu verstehen. Unser Arbeitsgedächtnis kann nur so viel verarbeiten, wieviel gleichzeitig hineinpasst. Das ist bei Schachtelsätzen schwierig, wenn man erst am Ende erfährt, worum es geht und der Einschub nicht in das Arbeitsgedächtnis passt. Wie folgendes Beispiel zeigt:

Ein guter Lehrer, der um die Funktionsweise des menschlichen Gehirns Bescheid weiß und dem auch bekannt ist, wie Menschen auf innere und äußere Reize reagieren, wie man diese bewusst einsetzt,  kann die Aufmerksamkeit seiner Schüler lenken.

Das, was hier in den Hauptsatz (rot) eingeschoben wurde, sprengt jedes Arbeitsgedächtnis. Wir brauchen hier ein anderes Kriterium als 7+/-2 Bedeutungseinheiten. Der Sprachwissenschaftler spricht hier von ca. 3 Sekunden oder 6 Wörter oder ca. 12 Silben. Wolf SCHNEIDER sprach auch davon, dass der Einschub mit einmal Luftholen auszusprechen sein muss. Egal welches Kriterium Sie wählen, in dem Satz oben passt keines.

Bei einem geschriebenen Satz kann man rücklesen. Das unterbricht und erschwert zwar den Lesefluss, man kann es aber trotzdem (mit etwas Mühe) verstehen. Wenn wir solche Sätze aber nur hören und keine Möglichkeit haben, mit den Augen zurückzugehen, nocheinmal zu lesen und zu bündeln, dann schaltet unser Gehirn nach 5 solchen Sätzen ab.

Wer verstanden werden möchte, der bildet kurze verständliche Sätze. Einschübe kann man auch nachstellen. Wer Verwirrung stiften möchte, der möge sich weiterhin der Schachtelsätze mit langen Einschüben bedienen. Gesetzestexte und Einträge in Lexika sind hierfür eine ausgiebige Quelle.

Übrigens: Der Begriff Information

enthält bereits das Wort FORM. Es ist also die Aufgabe dessen, der eine Botschaft überbringen will, diese in Form zu bringen, damit es eine Information wird.

Zahlen in geschriebenen Texten:

Bisweilen kommen ja auch in Texten außerhalb der Naturwissenschaften Zahlen vor. Meist begleitet von Einheiten. Das sieht dann in so manchem Artikel so aus:

 

... siebenundachtzig Prozent ...

... achtunddreißig Grad Celsius ...

... sechzig Stundenkilometer ...

 

 

Für Ziffern haben wir Symbole und für Einheiten auch. Unser Gehirn behandelt Symbole wie Bilder und wir denken in Bildern. Wenn unser Gehirn die geschriebenen Wote erst in Bedeutung umwandeln muss, kostet das Zeit und Energie. Und es passt dementsprechend weniger in das Arbeitsgedächtnis-Fenster von 3 s. Die Beispiele von oben sehen gehirn-gerecht so aus:

 

... 87 % ...

... 38°C ...

... 60 km/h ...

 

Was glauben Sie, versteht unser Gehirn schneller?

Überall da, wo Sie Tabellen und Diagramme verwenden können, verzichten Sie darauf, Zahlen in Textform zu packen. Helfen Sie Ihrem Arbeitsgedächtnis energieeffizient zu arbeiten. Gehirn-gerecht heißt Energie sparen!

Gruppieren und Teilen:

Sie alle kennen das: 12-stellige Telefon-Nummern als Ziffernfolge vorgelesen oder die in den Nachricheten bei einem Spendenaufruf ebenfalls als Ziffernfolge vorgelesene 16-stellige IBAN. Sie wissen schon, dass das in kein Arbeitsgedächtnis passt. Das können Sie auch gerne ausprobieren. Es wird Ihnen nicht gelingen, eine neue 12-stellige Telefon-Nummer als Ziffernfolge in der phonologische Schleife zu halten, bis Sie sie aufgeschrieben oder gewählt haben. Wenn Sie diese aber in Gruppen von 2 oder 3 oder 4 Ziffern zusammenfassen, reduzieren Sie die Anzahl der Einheiten und schon passt es wieder. Besonders intelligente Menschen machen genau das: sie bilden Gruppen, Chunks.

Bei Telefon-Nummern könnte das so aussehen:

Wie man im Falle von Akronymen und Akrostycha die Anzahl der Bedeutungs-Einheiten reduziert und damit das Arbeitsgedächtnis bei seiner Arbeit unterstützt, haben wir bei diesen Lern-Werkzeugen schon gesehen. Jetzt wissen Sie auch, warum diese Eselsbrücken so genial funktionieren.